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Sonntag, 1. April 2012

Ostergewinnspiel

Osterferien mit Thomas Cook

Montag, 26. März 2012

DSDS - Ein Weg, der mich zum Glauben führte

Wir sind einstweilen nicht überrascht, wenn mediale Prozesse in einer monetarisierten Welt die Grenzen eines jeden guten Geschmacks überschreiten. Unter dem Deckmantel "Doku-Soap" oder "Reality-TV" verbirgt sich eine ganz andere Realität, als man uns glauben machen möchte. Das ist wohl nur für jene eine schockierende Enthüllung, die Medienkompetenz nicht buchstabieren können und sich im gesellschaftlichen Abfall entspannt zurücklehnen, wie andere auf Schönheitsfarmen in Schlammbädern. Der Quotenkönig "Deutschland sucht den Superstar" mit seiner Gallionsfigur und Volksheld Dieter Bohlen an der Spitze schießt den Vogel aber alljährlich auf's Neue ab - und das auch außerhalb der üblichen Schützensaison.

David Petters, ehemaliger Teilnehmer der aktuellen Staffel von "Deutschland sucht den Superstar", hat jüngst der medienkritischen Internetplattform "fernsehkritik.tv" ein enthüllendes Interview zu den Gebahren von RTL gegeben. Er hat viel zu erzählen: Von der Vorauswahl in den ersten Castings mit unbekannter Jury über den Recall in Köln bis hin zum Aufenthalt auf den Malediven, wo die Reise für ihn endete. Alt Bekanntes mischt sich mit für die breite Öffentlichkeit neuen Erkenntnissen und man kann nur erahnen, aus welchen Gründen die vielen anderen ehemaligen Teilnehmer und Teilnehmerinnen nicht schon viel früher ausgepackt haben.
Im Wesentlichen beginnt seine Geschichte im Recall, also jener Veranstaltung, zu der nur die 120 besten Sänger und Sängerinnen aus allen eingegangenen Bewerbungen eingeladen werden. David befindet sich in einem großen Kölner Fernsehstudio, gefüllt mit vielen Befürchtungen und noch mehr Hoffnungen. Die geladenen aber dafür finanziell nicht entschädigten Kontrahenten sind gut vorbereitet, haben teilweise wochenlanges Gesangstraining, viele durchprobte Nächte und eigens einstudierte Choreografien im Gepäck. Punkt eins der Tagesordnung ist der erste große Fototermin für das Bild, was die Zuschauer von nun an bis zu den Mottoshows bei jeder Sendung sehen werden: Die versammelte Menge auf der dreistufigen Tribüne, oben an hoffnungsvoll prangend das Glückseeligkeit versprechende blau-weiße DSDS-Logo. Alle lächeln bis das perfekte Bild im Kasten ist. Ein Moment der Ruhe, dann betritt ein Redakteur das Studio. Er hat eine wichtige Mitteilung zu machen. An diesem Tag wird kein Kandidat singen müssen, aber trotzdem werden am Ende des Tages nur noch 60 Teilnehmer übrig sein. Ausgewählt werden diese nach undurchschaubaren Kriterien, die erst deutlich werden, wenn man die Geschichte zu Ende erzählt hat. David ist einer der "Glücklichen", die zu einem späteren Zeitpunkt noch die Gelegenheit zum Singen hatten.

Auf den Malediven nimmt die Story weiter ihren unglücklichen Lauf. Um nicht allzusehr auszuufern - alle Details können dem Interview oder dem Bericht auf fernsehkritik.tv entnommen werden - fasse ich die wesentlichen Eckpunkte zusammen und lasse dabei abgefrühstückte Themen wie Trickschnitte, fehlende Privatsphäre und Androhung von Vertragsstrafen aus:

Um den Gesang wird sich das weitere Vorankommen im Wettbewerb trotz einiger Auftritte, die unter anderem das gekonnte Schwingen der Stimmbänder beinhalten, auch weiterhin nicht drehen. Es geht darum, Geschichten zu erfinden und dem Zuschauer diese als real zu verkaufen. Der als schwul geuotete David sollte mit seinem Zimmernachbarn Ole Jahn eine Liebesgeschichte spielen. Zu diesem Zweck stifteten die Redakteure die anderen Teilnehmer dazu an, David und Ole in die Enge zu treiben. Es wurde bewusst das Gerücht verbreitet, es habe sexuelle Handlungen am Strand gegeben. Soziale Disharmonie als Quotengarant. Und zu diesem Zweck werden Menschen angestiftet, öffentlich im Fernsehen auszugrenzen und zu diskriminieren, um eine Schulhofathmosphäre zu erzeugen, in der sich der Zuschauer zu Hause fühlt, während die Redaktion von RTL Aktuell an einem Beitrag zum neuen Schwulenhass an Berliner Hauptschulen arbeitet. Und es kommt noch dicker: Das "emotionalste Jurymitglied aller Zeiten" Bruce Darnell sitzt mittendrin und scheint nicht mitzubekommen, was um ihn herum geschieht. David wurde das Alles zu viel. Er war bereit, Kompromisse einzugehen, wollte aber nicht um jeden Preis im Fernsehen bleiben. Mit ihm sollte es keine Liebesgeschichte geben, die es nicht auch im wahren Leben gibt. Und er wollte nicht zusehen, wie jemand als schwul denunziert wird, der es nun mal nicht ist. Der Redaktion war das zu viel. Und so musste der Auftritt des Vorabends - übrigens ein Duett beider Teilnehmer, was ursprünglich von Elton John und George Michael gesungen wurde - offiziell auf Grund von Tonproblemen bei der Aufnahme wiederholt werden. Es bleibt ein fader Nachgeschmack, denn trotz eines augenscheinlich besseren Auftritts hagelte es an Stelle von Lob wie am Vorabend harsche Kritik von Bohlen und Co. Es sollte der letzte Auftritt beider Teilnehmer gewesen sein. David wurde von der Jury ausgeschlossen, Ole beendete die Farce freiwillig.

David kann singen, auch wenn er nicht der beste Sänger ist (O-Ton). Bei DSDS bewarb er sich, weil er wusste, es würde auf das Gesamtpaket ankommen. Dieses ist aber wesentlich umfänglicher als gemeinhin angenommen. Als Teilnehmer muss man zunächst einen freiwilligen Fragebogen ausfüllen, der alle denkbaren privaten Daten erfasst. Dies beinhaltet neben der Vita und anderen sachdienlichen Hinweisen auch Abfragen etwa zur sexuellen Orientierung, den familiären Verhältnissen, den Verfehlungen von Eltern, Großeltern und Geschwistern und so weiter. Es ist nun klar, nach welchen Kriterien die Redaktion am Tag des Recalls die Summe der Kandidaten halbiert hat. Es musste Möglichkeiten geben, fingierte Geschichten zu erzählen, Konflikte herbeizuführen und Tragödien zu provozieren, an denen sich der Zuschauer von heute erfreuen kann. Dazu ist eine gründliche Sozialauswahl selbstverständlich unabdingbar. Da hat Marco Schreyl Glück gehabt, denn er muss nichts erzählen, was er nicht thematisieren möchte. Und wenn Kristof Hering, Teil der aktuellen Top 7, einer heftigen Cybermobbingattacke auf Grund seiner sexuellen Orientierunng ausgesetzt ist, scheint auch das kein Anlass dazu zu sein, sich solidarisch zu zeigen und zu mehr Toleranz beizutragen. Und das, obwohl wir alle wissen, dass auch Herr Schreyl im weißen Anzug heiraten wird.
In naher Zukunft wird uns ein weiteres, unerlässliches schöpferisches Produkt der RadioTelevisionLuxemburg erwarten: DSDS für Kinder. Ich sehe sie schon vor mir, die Eltern, die ihre Sprösslinge vor die Kamera zerren müssen, um sich, ihren Nachbarn, den anderen Müttern im Kindergarten und überhaupt der ganzen Welt zu beweisen, dass ihr Kind das tollste und beste  mit dem größten Talent und höchsten Karrierechancen ist. Hoffentlich vermögen diese Kinder ihren Eltern irgendwann zu verzeihen.

Wer daran glaubt, dass Grundwerte wie gegenseitige Achtung, Respekt und Toleranz in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, muss sich seine eigene Naivität wohl selbst eingestehen. Offenbar macht gesunder Idealismus schnell einsam. Zumindest besteht die begründete Hoffnung, mit dieser visionören Aussicht auf eine ferne Zukunft nicht vollkommen allein dazustehen. Wer allerdings daran glaubt, dass dem  medialen Auftrag vergleichbare Werte zu Grunde liegen - oder zumindest eine vergleichbare Verantwortung erwartbar ist - dem bleibt nur der Weg in die Spiritualität. Mein Gebet des heutigen Tages lautet also: Gott, schenke den Menschen Hirn, denn sie wissen nicht, was sie tun.


Zum Abschluss noch einmal das Interview von David Petters in voller Länge:

Mittwoch, 14. Juli 2010

Fotoblog

Man kann es sehen, sobald man sich Mühe macht, auf meinen Link zu klicken: Mit dem Bloggen hat es von Beginn an nicht zu funktioniert, wie es der Grundgedanke eigentlich vorschreibt: Am Ball zu bleiben. Um das abzuändern werde ich versuchen, mich thematisch zu wandeln und den Blog in einen Fotoblog umzuwandeln - denn davon mache ich in der Regel mehr als genug. Sehen wir mal, wie das nun entwickeln wird...

Samstag, 12. Dezember 2009

First Try

Ein erster Versuch, eine erste Mitteilung, und die Spannung, wie häufig sich interessante Themen im Web 2.0-Zeitalter ergeben werden. Ich habe natürlich jede Menge zu sagen, gebe meinen Senf gerne zu allen möglichen Themen dazu und diskutiere gern kontrovers. Jetzt werde ich erst einmal zusehen, wie ich mit dem ganzen hier zurecht komme.

12. Dezember 2009
Wolfgang Falk alias lateralthinker